Showlinie, Therapielinie oder doch lieber Arbeitslinie?

Als Neuling in der Aussie-Szene und der Mini American-Szene sieht man sich immer wieder mit den drei Begriffen "Showlinie", "Therapielinie" und "Arbeitslinie" konfrontiert.

Unsere My Magic´s  sind ganz überwiegend in Arbeitslinien gezogen und weisen daher in der Regel sowohl in Optik als auch in Charakter die Merkmale der ursprünglichen Arbeitshunde auf. Im Gegensatz zu fast allen sonstigen Mini Aussie und Mini American Blutlinien in Deutschland und Europa führen unsere Hunde so gut wie keine Showlinien im Pedigree.

 

Was verbirgt sich nun hinter diesen Begriffen und wie unterschieden sich diese Hunde  voneinander?
Kann ein Hundeneuling einen Arbeitsliniehund ausbilden oder sollte eine Familie lieber einen Hund aus einer Show- oder Therapielinie wählen?

Showlinie

Diese Hunde werden vor allem zu dem Zweck gezüchtet, auf (Schönheits-)Ausstellungen eine möglichst hohe Bewertung zu erreichen. Solche Ausstellungen gibt es an vielen Orten und von vielen Vereinen ( die bekannteste ist die große CACIB Ausstellung des VDH in Dortmund).

 

Welpen, die die Qualität eines künftigen Ausstellungschampions nicht erreichen, werden häufig als einfach zu handhabende Familienhunde angeboten.


Auf den Ausstellungen werden die Hunde in Ringen getrennt nach Hündinnen und Rüden und verschiedene Altersklassen allein in Hinblick auf ihre Schönheit und die Korrektheit des Körperbaus bewertet.

Charakter, Leistungsbereitschaft, Leistungsfähigkeit, Gesundheit, Robustheit und sportliche Möglichkeiten spielen eine untergeordnete bis keine Rolle in der Bewertung. Es geht einzig und allein darum, möglichst den schönsten Hund im Ring zu haben.


Häufig werden von den Ausstellungs-Richtern Hunde mit viel Farbe und markanten Abzeichen, sehr kräftigem, schwerem Körperbau, viel Fell und Behang bei großer Größe innerhalb des Standards bevorzugt.


Da diese Ausstellungen oft mit vielen Menschen und Hunden auf engem Raum stattfinden, oft wenig Auslaufmöglichkeiten vorhanden sind, die Hunde oft lange Zeit in sogenannten Ausstellungskäfigen auf der Ausstellung verbringen, bis sie an der Reihe sind, und die perfekte Präsentation im Ring mit einem ehr ruhigem Hund mit "gechilltem" Gemüt deutlich einfacher ist, ergibt sich, dass Showlinie-Züchter idR einen Typ züchten, der sich wie folgt charakterisieren läßt:

Ein schön anzusehender Hund mit viel "Farbe", deutlich im Rassestandard, kräftiger (ehr schwerer) Körperbau, viel bis sehr viel Fell und Unterwolle, viel Behang, wenig Arbeitstrieb, ehr wenig Power & Drive, vom Grundcharakter ehr dickfellig und stur, nimmt wenig krumm, ist mit wenig zufrieden, ist allerdings nicht zwingend ein aktiver Hund für den Hundesport.


Häufig schwerer zu motivieren und durch das ausgeprägte Fell und die starke Unterwolle empfindlich bei warmen Temperaturen. Er muß teils viel Fellpflege erhalten, damit die Unterwolle nicht verfilzt und anfängt zu riechen.
Charakterfehler wie Ängstlichkeit, Unsicherheit oder Aggressivität lassen sich von einem erfahrenen Aussteller leicht überspielen. Daher bietet der Championtitel keine Gewähr für einen erstklassigen Charakter.

Dennoch findet man auch bei den Showhunden Powerpacks, nur dann leider häufig mit dem Nachteil, dass sie zwar viel Power und Trieb aufweisen, aber meist nicht mehr wissen, wofür sie ihn nutzen sollen - eine ehr unangenehme, schwer zu handhabende Mischung, die dann häufig als "hysterisch", "überdreht" und "nervig" wahrgenommen wird und leider dem Vorurteilen gegenüber dieser Rasse Vorschub leisten.

Da Hunde aus reiner Showlinie idR weder amVieh arbeiten noch im Sport eingesetzt werden, fehlt es ihnen häufig an Trieb- und Impulskontrolle, die es einem Arbeitshund ermöglichst, trotz höchster Anspannung lange Zeit gehorsam und konzentriert zu arbeiten. Arbeitshunde werden explizit hierauf selektiert.

Werden Showliniehunde unter Stress gesetzt reagieren sie manchmal über und sind dann schwer zu kontrollieren.
Hinzu kommt, dass in der Showzucht keine Selektion auf Charakter, Leistungsfähigkeit, Leistungswilligkeit, Trainierbarkeit und Robustheit stattfindet, da es hier rein um die optische Schönheit des Hundes im Show- und Ausstellungsring geht.

 

Therapielinie
Natürlich klingt es verlockend: ein schön anzusehender Hund, einfach zu handhaben, lieb mit allem, ohne Territorialtrieb, Schutztrieb, Hütetrieb und Jagdtrieb.

Leider geht dies oft weit an der Realität vorbei, denn trotz aller Zuchtbemühungen hat sich der Aussie bis heute in jeder Linie eine Menge Schutz-, Hüte-, und Territorialtrieb bewahrt. Daran ändert auch ein schönes Etikett nichts.
Sicher gibt es immer wieder Aussies, die ihren Lebenszwecke darin finden, ihren Menschen auf dem Sofa totzukuscheln, aber Garantien darauf gibt es auch bei der Therapielinie nicht.
Hier noch zwei interessante Artikel zum Thema:
"Genie und Wahnsinn einer besonderen Hunderasse"

"Show- oder Arbeitslinie?"

Hunde, die für die Ausbildung als Therapie- oder Rettungshund geeignet sind, finden sich in allen Bereichen der Mini Zucht, auch bei den Arbeitsliniehunden. Meist ist in jedem Wurf ein Welpe dabei, der über einen besonders gutmütigen, freundlichen Charakter verfügt und sich in seinem Wesen für die Therapieausbildung anbietet. Aus verschiedenen Anpaarungen sind bereits My Magic Welpen als Therapiehunde, Schulhunde und Assistenzhunde erfolgreich im Einsatz.

 

Arbeitslinie

Der ursprüngliche Australian Shepherd und damit der Vorfahr des Mini American war und ist bis heute ein reiner Arbeitshund, der den Ranchern unermüdlich bei der Arbeit hilft.


Er wurde drauf selektiert, viel Interesse am Vieh zu haben, leicht trainierbar zu sein, eine hohe Reiz- und Triebkontrolle zu haben und dem Wunsch, mit seinem Menschen zusammen zu arbeiten und ihm zu gefallen.
Dieses Paket macht die Faszination des Hundes aus, es wirkt, als habe er nur Augen für seinen Besitzer, gehorcht auf das leiseste Wort, kann die unglaublichsten Kunststücke, ist im Hundesport in jedem Bereich erfolgreich.

 

Aber für die Zucht gilt: " If you don´t use it, you loose it".

Das heißt, Wesensmerkmale und körperliche Eigenschaften, die von der Zucht nicht im Rahmen einer sinnvollen Selektion ständig abgefordert und überprüft werden, gehen verloren oder wandeln sich zu einer Form, die den ursprünglichen Eigenschaften nicht mehr entspricht.

 

Arbeitslinie-Hunde wurde allein aufgrund ihrer Arbeitsleistung und robusten Gesundheit selektiert, was dazu führt, das diese Hunde vergleichsweise wenig Probleme mit Erkrankungen des Bewegungsapparates wie HD, ED und OCD haben und auch Epilepsie vergleichsweise selten vorkommt.

Allerdings sind sie nicht in Hinblick auf ein bestimmtes Schönheitsideal gezüchtet, so dass sie oft sehr viel leichter und kleiner vom Typ her sind, leichtere, schmalere Köpfe mit weniger Stopp und oft deutlich weniger und sehr pflegeleichtes Fell haben sowie häufig nicht so farbenprächtig und eindrucksvoll daher kommen wie ihre Kollegen aus der Showring. Auch Stehohren statt der für den Showring gewünschten Button-ears kommen dann und wann mal vor.

 

Im Gegenteil legen die Züchter der Arbeitslinien-Hunde mehr Wert auf viel Pigment und eine dunklere intensive Färbung mit wenig Blessen, weißen Kragen und hohen weißen Abzeichen an den Beinen, da diese besonders anfällig für Sonnenbrand und Hauterkrankungen sind, wenn die Hunde bei hohen Temperaturen und starker Sonneneinstrahlung arbeiten müssen.
Das diese Hunde in der Lage sind, den ganzen Tag unermüdlich zu arbeiten, bedeutet nicht, dass sie rund um die Uhr beschäftigt werden müssen.

Im Gegenteil verfügen diese Hunde noch über einen gut funktionierenden "An- und Ausschalter", der es ihnen ermöglicht, sich zu entspannen und zur Ruhe zu kommen, wenn keine Arbeit anliegt.
Durch ihre hohe Trainierbarkeit und ihren Drive erhält man einen Hund, der nicht nur unermüdlich an einer Herde arbeiten kann, sondern auch im Hundesport durch schnelle Auffassungsgabe, hohe Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft glänzt.
Schier unglaubliche Intelligenz und Einfallsreichtum zeichnen diese Hunde teils zum Leidwesen ihrer Besitzer aus.
Von 0 auf 100 in 2 Sekunden, kann er jedoch genauso schnell wieder runterfahren und zur Ruhe kommen, wenn nichts anliegt und genießt er wie jeder andere Hund Kuschel- und Streicheleinheiten auf dem Sofa und ein chilliges Wochenende. Und wie jeder andere Hund auch braucht er im Normalfall seine 14-16 Stunden Schlaf.

 

Nur weil er immer Leistung bringen kann, heißt es nicht, dass er immer muss........   :-)